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Kommunikation in Zeiten der Pandemie


Covid-19 hat zu einer Verlagerung eines Großteils unserer Kommunikation in den virtuellen und digitalen Raum geführt. Dies bewirkt eine Veränderung der Kommunikationsqualität, weil der für Unternehmen so wichtige Aspekt der informellen Interaktion unter Führungskräften und Mitarbeitern in Vergessenheit gerät – und dies vermutlich mit gravierenden Folgen.


Die Pandemie hat unsere Art der Zusammenarbeit kräftig durcheinandergewirbelt. Während der Alltag vieler Führungskräfte und Mitarbeiter bislang vor allem durch ein Eilen von Meeting zu Meeting gekennzeichnet war, haben sich diese Besprechungen in den virtuellen Raum verlagert. Anstatt nun von einem Ort zum anderen zu hetzen und dabei das Gefühl zu haben, zu selten den eigenen Arbeitsplatz zu sehen, kommen diese Meetings dank Zoom und Webex nun bequem ins Homeoffice.

 

Längst haben die meisten von uns die Scheu vor der neuen Technologie abgelegt, häufig empfinden wir den Wegfall der Notwendigkeit, bei einem dicht gedrängten Terminkalender zwischen den Meetings auch noch von einem Ort zum anderen zu gelangen, als einen großen Effizienzgewinn. Sogar wissenschaftliche Tagungen und große Konferenzen haben sich in den virtuellen Raum verlagert, und vielfach berichten Teilnehmer von einer deutlich höheren Effektivität des Austauschs.

 

Virtuelle Zusammenkünfte werden nicht zuletzt deshalb als effektiver wahrgenommen, weil hierbei eine nahezu ausschließliche Konzentration auf die geplanten Themen erfolgen kann. Eine Zeitersparnis ergibt sich deshalb, weil Teilnehmer nicht von einem Ort zum anderen gelangen müssen und weil praktisch sämtliche informellen Elemente solcher Treffen wie Small Talk entfallen.

 

Allerdings bewirkt der Fokus auf formale Besprechungspunkte nicht nur ein Streamlining in zeitlicher Hinsicht, der weitgehende Wegfall informeller Elemente der Interaktion bewirkt auch eine Veränderung der Kommunikationsqualität. So geht es beim Small Talk jenseits einer Agenda eben nicht nur um die Fußballergebnisse des Vorabends oder die Pläne für das kommende Wochenende. Informelle Interaktionen beinhalten die Weitergabe vielfältiger subtiler Informationen, die für die Aufgabenerfüllung wichtig sind und stellen eine wesentliche Voraussetzung für die Innovationskraft von Unternehmen dar.

 

Informelle Kommunikation ist also weit mehr als ein Anhängsel formaler Zusammenkünfte oder notwendiger Höflichkeiten im Rahmen gemeinsamer Mittagessen. Sie ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Unternehmen und hat daher eine eigenständige Berechtigung. Viele Unternehmen haben diese Bedeutung erkannt und informelle Kommunikation fest in ihren Unternehmenskulturen verankert. Sie fördern die freie Interaktion zwischen Mitarbeitern mit Hilfe von Maßnahmen wie Kaffeeecken und Slack Time.

 

In der aktuellen Situation scheinen allerdings formale Kommunikationsaspekte wieder die Oberhand zu gewinnen, informelle Interaktion gerät in Vergessenheit. Wenngleich digitale Plattformen dem Grundgedanken informeller Kommunikation schon deshalb widersprechen, weil man sich auf ihnen bewusst verabreden muss und sich eben nicht zufällig trifft, so sollten sich Unternehmen doch mehr Gedanken darüber machen, wie sie die informelle Interaktion unter Führungskräften und Mitarbeitern auch in Zeiten von Social Distancing fördern können. Ein Ignorieren dieser wichtigen Kommunikationsdimension dürfte erhebliche negative Folgen haben, die mit großer Wahrscheinlichkeit erst zeitversetzt erkennbar werden.


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